Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Erkennen, Verstehen und Grenzen setzen

 

Ein Beitrag von Dr. Richard Blokesch, Psychotherapeut in Wien und Online

 

In meiner psychotherapeutischen Arbeit – sowohl in meiner Praxis in Wien als auch online – begegne ich immer wieder Menschen, die in schwierigen Beziehungen stecken. Oft stehen sie unter starkem emotionalem Druck, fühlen sich ausgelaugt, manipuliert oder verunsichert, ohne zunächst benennen zu können, warum. Nicht selten steckt dahinter ein narzisstisches Beziehungsmuster – sei es in einer Partnerschaft, im familiären Umfeld oder am Arbeitsplatz.

 

In diesem Beitrag möchte ich als Psychotherapeut helfen, das Thema „Narzisstische Persönlichkeitsstörung“ besser zu verstehen: Was genau bedeutet das? Wie erkennt man narzisstische Verhaltensmuster? Und vor allem: Wie kann man sich als betroffene Person schützen, abgrenzen und psychisch stabil bleiben?

 


 

Was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) ist eine tiefgreifende psychische Störung, die durch ein übersteigertes Selbstwertgefühl, ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung und einen Mangel an Empathie gekennzeichnet ist. Es handelt sich dabei nicht um "Eitelkeit" oder „Selbstverliebtheit“ im Alltagsverständnis, sondern um ein ernst zu nehmendes psychisches Muster, das sowohl für Betroffene als auch für ihr Umfeld sehr belastend sein kann.

 

Typische Merkmale:

  • Übertriebene Selbstwahrnehmung („Ich bin besser als andere“)
  • Überempfindlichkeit gegenüber Kritik
  • Ausbeuterisches Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen
  • Mangel an echter Empathie
  • Grandiose Fantasien (Macht, Erfolg, Schönheit)
  • Bedürfnis nach ständiger Bewunderung
  • Schwierigkeit, enge und gleichwertige Beziehungen aufrechtzuerhalten

 

Wichtig: Hinter dieser Fassade verbirgt sich oft ein tief verunsichertes Selbstwertgefühl. Narzisstische Menschen schützen sich vor innerer Verletzlichkeit, indem sie Kontrolle und Überlegenheit anstreben – manchmal auf Kosten anderer.

 


 

Wie erkenne ich narzisstische Verhaltensmuster?

Gerade in Beziehungen kann es schwer sein, narzisstisches Verhalten zu erkennen – besonders zu Beginn. Narzisstisch strukturierte Menschen wirken oft charmant, selbstbewusst und faszinierend. Doch mit der Zeit kippt die Beziehung:

 

  • Sie fühlen sich entwertet oder manipuliert
  • Grenzen werden nicht respektiert
  • Sie erleben emotionale Kälte oder plötzliche Wut
  • Ihre Bedürfnisse spielen kaum eine Rolle
  • Sie zweifeln zunehmend an sich selbst

 

Ich arbeite häufig mit Klient:innen, die in solchen Dynamiken stecken und sich fragen: „Liegt es an mir? Bin ich zu empfindlich?“ Die Antwort lautet in vielen Fällen: Nein. Es ist das Beziehungsmuster selbst, das toxisch geworden ist.

 


 

Warum es so schwer ist, sich zu distanzieren

Menschen mit narzisstischen Partner:innen oder Elternteilen erleben oft einen ständigen Wechsel aus Idealisierung und Abwertung – sogenannte „Hot-and-Cold“-Dynamiken. Genau das macht es schwer, klare Grenzen zu ziehen:

 

  • Nach Phasen der Kränkung folgen scheinbare Reue oder Liebesbeweise
  • Manipulative Taktiken wie Gaslighting („Du bildest dir das ein“) untergraben das Selbstvertrauen
  • Das Gefühl, gebraucht oder sogar „auserwählt“ zu sein, hält viele in der Beziehung fest

 

Solche Verhaltensweisen erzeugen Abhängigkeiten – emotional, psychisch oder auch finanziell. Sich davon zu lösen, braucht Mut, Klarheit und oft therapeutische Begleitung.

 


 

Der Umgang mit Narzissmus: Was hilft?

Wenn Sie selbst betroffen sind – sei es in der Partnerschaft, der Familie oder im Beruf – können folgende Strategien helfen:

 

1. Information schafft Klarheit

Verstehen Sie die Dynamik. Sobald Sie erkennen, was passiert, können Sie beginnen, sich innerlich zu distanzieren. Bücher, seriöse Artikel – und natürlich psychotherapeutische Gespräche – sind hilfreich.

 

2. Grenzen setzen – klar und konsequent

Narzisstische Menschen akzeptieren keine halben Grenzen. Es braucht eine klare Kommunikation und vor allem: Konsequenz. Wenn eine Grenze einmal gesetzt ist, sollte sie nicht wieder aufgeweicht werden.

 

3. Kontaktreduktion oder -abbruch in Erwägung ziehen

In extrem belastenden Fällen – besonders bei emotionalem oder psychischem Missbrauch – kann ein vollständiger Kontaktabbruch (No Contact) notwendig sein, um sich selbst zu schützen.

 

4. Selbstwert stärken

Der zentrale Hebel: Die Rückverbindung zu sich selbst. In der Therapie arbeiten wir an Ihrem Selbstbild, an der inneren Sicherheit und am Aufbau gesunder Beziehungen.

 

 

5. Therapeutische Begleitung in Anspruch nehmen

Sie müssen diesen Weg nicht allein gehen. Ich unterstütze Sie dabei, Klarheit zu gewinnen, Entscheidungen zu treffen und Ihre psychische Gesundheit zu schützen – sowohl online als auch in meiner Praxis in Wien.

 


 

Können sich narzisstische Menschen ändern?

Diese Frage wird mir häufig gestellt. Die ehrliche Antwort: Es ist möglich – aber selten. Eine tiefgreifende Veränderung setzt Selbsterkenntnis, Motivation und therapeutische Bereitschaft voraus. Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstruktur haben meist wenig Einsicht in ihr eigenes Verhalten und neigen dazu, andere für Konflikte verantwortlich zu machen.

Deshalb liegt der Fokus in meiner Praxis auf den betroffenen Bezugspersonen, die unter der Dynamik leiden – sie brauchen Unterstützung, Verständnis und konkrete Werkzeuge zur Selbstfürsorge.

 


 

Mein Fazit als Psychotherapeut

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist kein Modebegriff, sondern eine ernstzunehmende psychische Problematik, die das Leben vieler Menschen – direkt oder indirekt – beeinflusst. Wichtig ist: Sie dürfen Ihre Erfahrungen ernst nehmen. Es ist in Ordnung, sich abzugrenzen. Und es ist heilend, sich selbst wieder zum Mittelpunkt des eigenen Lebens zu machen.

Wenn Sie sich angesprochen fühlen, stecken vielleicht auch Sie in einer belastenden Beziehung oder erkennen Muster, die Ihnen nicht guttun. Ich unterstütze Sie gerne dabei, Klarheit zu gewinnen und neue Wege zu gehen.

 


 

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Ich bin für Sie da – online und vor Ort.
Ihr Dr. Richard Blokesch