Wie man Nähe schafft, ohne sich selbst zu verlieren
Ein Beitrag von Dr. Richard Blokesch, Psychotherapeut in Wien und Online.
Beziehungen gehören zu den zentralsten Bestandteilen unseres Lebens. Sie bieten uns Halt, Sicherheit und Verbundenheit – aber sie fordern uns auch heraus. Besonders dann, wenn eine Persönlichkeitsstörung vorliegt, geraten zwischenmenschliche Beziehungen oft in ein sensibles Spannungsfeld zwischen Nähe und Abgrenzung, zwischen Bindungswunsch und Rückzug.
In meiner psychotherapeutischen Arbeit – sowohl in meiner Praxis in Wien als auch online – begleite ich immer wieder Menschen, die Schwierigkeiten erleben, stabile, erfüllende Beziehungen zu führen. Nicht selten spielen dabei Persönlichkeitsmerkmale oder -störungen eine zentrale Rolle. In diesem Beitrag möchte ich aufzeigen, worin die Herausforderungen bestehen – und wie es dennoch möglich ist, gesunde Nähe zu leben, ohne sich selbst zu verlieren.
Was sind Persönlichkeitsstörungen?
Persönlichkeitsstörungen sind tief verwurzelte Verhaltens- und Erlebensmuster, die sich oft bereits in der Jugend entwickeln und viele Lebensbereiche betreffen – insbesondere auch zwischenmenschliche Beziehungen. Es handelt sich nicht um „Charakterschwächen“, sondern um ernstzunehmende psychische Muster, die das Denken, Fühlen und Handeln dauerhaft beeinflussen.
Typische Merkmale können sein:
- Probleme mit emotionaler Regulation (z. B. starke Stimmungsschwankungen)
- Schwierigkeiten, sich selbst stabil und positiv wahrzunehmen
- Intensiver Wunsch nach Nähe bei gleichzeitiger Angst vor Zurückweisung
- Schwarz-Weiß-Denken („entweder ganz nah oder ganz fern“)
- Misstrauen, Eifersucht oder überhöhte Erwartungen an andere
Wie beeinflussen Persönlichkeitsstörungen Beziehungen?
Persönlichkeitsstörungen äußern sich besonders stark im Kontakt mit anderen Menschen. Beziehungen können dann zu einem Ort intensiver, aber auch schmerzhafter Erfahrungen werden – geprägt von Angst, Enttäuschung, emotionalen Eskalationen oder Rückzug.
Einige typische Beziehungsmuster:
- Wechsel zwischen Nähe und Distanz: Die Beziehung wird als überlebenswichtig empfunden – gleichzeitig löst sie Angst, Kontrolle oder Enge aus.
- Starke Reaktionen auf Ablehnung oder Kritik: Selbst kleine Irritationen werden als tiefe Zurückweisung erlebt.
- Impulsivität oder überstarkes Klammern: In der Angst, verlassen zu werden, entstehen oft übermäßige Bindungsversuche oder kontrollierende Verhaltensweisen.
- Vermeidung von Nähe: Manche Betroffene ziehen sich ganz aus engen Beziehungen zurück, um Verletzungen zu vermeiden.
Gerade diese widersprüchlichen Impulse – „Ich brauche dich“ vs. „Du bist mir zu nah“ – belasten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Partner:innen oder Bezugspersonen.
Wie gelingt gesunde Nähe, ohne sich selbst zu verlieren?
Eine zentrale therapeutische Frage lautet: Wie kann ich mich auf andere einlassen, ohne mich selbst zu verlieren?
Hier einige zentrale Ansätze, die ich in meiner Praxis gemeinsam mit meinen Klient:innen erarbeite:
1. Selbstwahrnehmung stärken
Wer bin ich – unabhängig von anderen? Was sind meine Bedürfnisse, meine Grenzen, meine Werte? Persönlichkeitsstörungen gehen oft mit einem instabilen Selbstbild einher. In der Therapie arbeiten wir daran, ein klares, stabiles Selbstgefühl zu entwickeln.
2. Grenzen erkennen und setzen
Gesunde Beziehungen brauchen klare Grenzen – sie schützen die eigene psychische Integrität. Lernen, „Nein“ zu sagen, ohne Schuldgefühle zu entwickeln, ist ein wichtiger therapeutischer Schritt.
3. Bindungsverhalten verstehen
Viele Beziehungsmuster wurzeln in frühen Bindungserfahrungen. Wer in der Kindheit Nähe nur als unsicher, überfordernd oder enttäuschend erlebt hat, bringt oft unbewusste Schutzmechanismen mit. Diese Muster zu erkennen ist der erste Schritt zur Veränderung.
4. Kommunikation üben
Klare, authentische Kommunikation kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und emotionale Eskalationen zu verhindern. Wir trainieren in der Therapie, wie Gefühle und Bedürfnisse verständlich ausgedrückt werden können – ohne Druck oder Manipulation.
5. Balance zwischen Bindung und Autonomie finden
Es geht nicht um völlige Unabhängigkeit oder totale Verschmelzung – sondern um eine Beziehung, in der Nähe und Selbstständigkeit gleichzeitig möglich sind. Dieses Gleichgewicht lässt sich erlernen und bewusst gestalten.
Therapie als sicherer Raum für Beziehungsarbeit
In der Psychotherapie bieten sich viele Möglichkeiten, an Beziehungsmustern zu arbeiten – zum Beispiel durch:
- Schematherapie: Verstehen und Verändern tiefliegender Beziehungsschemata
- Verhaltenstherapie: Neue Handlungs- und Denkweisen einüben
- Emotionsfokussierte Methoden: Zugang zu tieferen Gefühlen schaffen
- Achtsamkeit und Selbstmitgefühl: Mit sich selbst wohlwollend in Kontakt treten
Viele meiner Klient:innen erleben erstmals in der therapeutischen Beziehung, dass es möglich ist, Nähe zuzulassen, ohne dabei den eigenen Raum aufzugeben.
Mein Fazit als Psychotherapeut
Beziehungen sind für alle Menschen herausfordernd – für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen ganz besonders. Doch mit Zeit, Verständnis und therapeutischer Begleitung ist es möglich, aus alten Mustern auszusteigen und neue, heilsame Formen von Nähe zu erleben.
Wenn Sie sich in den Beschreibungen wiederfinden – sei es in Ihrer eigenen Beziehungsgestaltung oder im Umgang mit einer nahestehenden Person – lade ich Sie herzlich ein, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Kontaktieren Sie mich gerne – ich bin für Sie da.
📍 Praxis: Fillgradergasse 12, 1060 Wien
📞 Tel: +43 676 967 12 70
📩 Mail: richard.blokesch@gmail.com
🌐 Auch Online-Therapie möglich
Ich freue mich darauf, Sie auf Ihrem Weg zu begleiten.
Ihr Dr. Richard Blokesch
Beziehungen gehören zu den zentralsten Bestandteilen unseres Lebens. Sie bieten uns Halt, Sicherheit und Verbundenheit – aber sie fordern uns auch heraus. Besonders dann, wenn eine Persönlichkeitsstörung vorliegt, geraten zwischenmenschliche Beziehungen oft in ein sensibles Spannungsfeld zwischen Nähe und Abgrenzung, zwischen Bindungswunsch und Rückzug.
In meiner psychotherapeutischen Arbeit – sowohl in meiner Praxis in Wien als auch online – begleite ich immer wieder Menschen, die Schwierigkeiten erleben, stabile, erfüllende Beziehungen zu führen. Nicht selten spielen dabei Persönlichkeitsmerkmale oder -störungen eine zentrale Rolle. In diesem Beitrag möchte ich aufzeigen, worin die Herausforderungen bestehen – und wie es dennoch möglich ist, gesunde Nähe zu leben, ohne sich selbst zu verlieren.
Was sind Persönlichkeitsstörungen?
Persönlichkeitsstörungen sind tief verwurzelte Verhaltens- und Erlebensmuster, die sich oft bereits in der Jugend entwickeln und viele Lebensbereiche betreffen – insbesondere auch zwischenmenschliche Beziehungen. Es handelt sich nicht um „Charakterschwächen“, sondern um ernstzunehmende psychische Muster, die das Denken, Fühlen und Handeln dauerhaft beeinflussen.
Typische Merkmale können sein:
- Probleme mit emotionaler Regulation (z. B. starke Stimmungsschwankungen)
- Schwierigkeiten, sich selbst stabil und positiv wahrzunehmen
- Intensiver Wunsch nach Nähe bei gleichzeitiger Angst vor Zurückweisung
- Schwarz-Weiß-Denken („entweder ganz nah oder ganz fern“)
- Misstrauen, Eifersucht oder überhöhte Erwartungen an andere
Wie beeinflussen Persönlichkeitsstörungen Beziehungen?
Persönlichkeitsstörungen äußern sich besonders stark im Kontakt mit anderen Menschen. Beziehungen können dann zu einem Ort intensiver, aber auch schmerzhafter Erfahrungen werden – geprägt von Angst, Enttäuschung, emotionalen Eskalationen oder Rückzug.
Einige typische Beziehungsmuster:
- Wechsel zwischen Nähe und Distanz: Die Beziehung wird als überlebenswichtig empfunden – gleichzeitig löst sie Angst, Kontrolle oder Enge aus.
- Starke Reaktionen auf Ablehnung oder Kritik: Selbst kleine Irritationen werden als tiefe Zurückweisung erlebt.
- Impulsivität oder überstarkes Klammern: In der Angst, verlassen zu werden, entstehen oft übermäßige Bindungsversuche oder kontrollierende Verhaltensweisen.
- Vermeidung von Nähe: Manche Betroffene ziehen sich ganz aus engen Beziehungen zurück, um Verletzungen zu vermeiden.
Gerade diese widersprüchlichen Impulse – „Ich brauche dich“ vs. „Du bist mir zu nah“ – belasten nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Partner:innen oder Bezugspersonen.
Wie gelingt gesunde Nähe, ohne sich selbst zu verlieren?
Eine zentrale therapeutische Frage lautet: Wie kann ich mich auf andere einlassen, ohne mich selbst zu verlieren?
Hier einige zentrale Ansätze, die ich in meiner Praxis gemeinsam mit meinen Klient:innen erarbeite:
1. Selbstwahrnehmung stärken
Wer bin ich – unabhängig von anderen? Was sind meine Bedürfnisse, meine Grenzen, meine Werte? Persönlichkeitsstörungen gehen oft mit einem instabilen Selbstbild einher. In der Therapie arbeiten wir daran, ein klares, stabiles Selbstgefühl zu entwickeln.
2. Grenzen erkennen und setzen
Gesunde Beziehungen brauchen klare Grenzen – sie schützen die eigene psychische Integrität. Lernen, „Nein“ zu sagen, ohne Schuldgefühle zu entwickeln, ist ein wichtiger therapeutischer Schritt.
3. Bindungsverhalten verstehen
Viele Beziehungsmuster wurzeln in frühen Bindungserfahrungen. Wer in der Kindheit Nähe nur als unsicher, überfordernd oder enttäuschend erlebt hat, bringt oft unbewusste Schutzmechanismen mit. Diese Muster zu erkennen ist der erste Schritt zur Veränderung.
4. Kommunikation üben
Klare, authentische Kommunikation kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden und emotionale Eskalationen zu verhindern. Wir trainieren in der Therapie, wie Gefühle und Bedürfnisse verständlich ausgedrückt werden können – ohne Druck oder Manipulation.
5. Balance zwischen Bindung und Autonomie finden
Es geht nicht um völlige Unabhängigkeit oder totale Verschmelzung – sondern um eine Beziehung, in der Nähe und Selbstständigkeit gleichzeitig möglich sind. Dieses Gleichgewicht lässt sich erlernen und bewusst gestalten.
Therapie als sicherer Raum für Beziehungsarbeit
In der Psychotherapie bieten sich viele Möglichkeiten, an Beziehungsmustern zu arbeiten – zum Beispiel durch:
- Schematherapie: Verstehen und Verändern tiefliegender Beziehungsschemata
- Verhaltenstherapie: Neue Handlungs- und Denkweisen einüben
- Emotionsfokussierte Methoden: Zugang zu tieferen Gefühlen schaffen
- Achtsamkeit und Selbstmitgefühl: Mit sich selbst wohlwollend in Kontakt treten
Viele meiner Klient:innen erleben erstmals in der therapeutischen Beziehung, dass es möglich ist, Nähe zuzulassen, ohne dabei den eigenen Raum aufzugeben.
Mein Fazit als Psychotherapeut
Beziehungen sind für alle Menschen herausfordernd – für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen ganz besonders. Doch mit Zeit, Verständnis und therapeutischer Begleitung ist es möglich, aus alten Mustern auszusteigen und neue, heilsame Formen von Nähe zu erleben.
Wenn Sie sich in den Beschreibungen wiederfinden – sei es in Ihrer eigenen Beziehungsgestaltung oder im Umgang mit einer nahestehenden Person – lade ich Sie herzlich ein, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Kontaktieren Sie mich gerne – ich bin für Sie da.
📍 Praxis: Fillgradergasse 12, 1060 Wien
📞 Tel: +43 676 967 12 70
📩 Mail: richard.blokesch@gmail.com
🌐 Auch Online-Therapie möglich
Ich freue mich darauf, Sie auf Ihrem Weg zu begleiten.
Ihr Dr. Richard Blokesch